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Ärztestatistik: wenn Ärztezuwachs in den Mangel führt

 

Ärztestatistik: wenn Ärztezuwachs in den Mangel führt
Presseinformation des Ärztlichen Kreisverband Weilheim-Schongau vom 24.10.2022

 

 

Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte im Landkreis Weilheim-Schongau ist in den letzten zehn Jahren um ein Drittel auf aktuell 871 gestiegen.

„Zum Stichtag 01.02.2022 zählte der Ärztliche Kreisverband noch 845 Mitglieder “ berichtet der Vorsitzende Dr. Karl Breu. Das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 4,1 Prozent. Auf die zurückliegenden 10 Jahre gerechnet summiert sich der Anstieg bei den Klinikärzten auf 77,9 Prozent. In den Praxen beträgt das Plus dagegen nur noch 13,6. Im Gegensatz zum Bundestrend und den umliegenden Landkreisen entschieden sich dennoch die meisten Ärzte (293) für die ambulante Tätigkeit. In den Krankenhäusern arbeiten 242, weitere 51 sind in „anderen Bereichen“ tätig - etwa im Öffentlichen Gesundheitsdienst, als Betriebsarzt, bei der Bundeswehr oder in der Pharmazie. Auch die Zahl der Mediziner, die nicht als Arzt arbeiten ging nach oben: inzwischen sind 196 Mediziner in Ruhestand, weitere 14 arbeiten in nichtmedizinischen Bereichen wie der Forschung und der Gesundheitsindustrie.

Der Frauenanteil erhöhte sich in den letzten zehn Jahren deutlich um 53,3 % und liegt nun bei 44,2. Auch die Zahl der angestellten Ärzte in den Praxen stieg im selben Zeitraum von 30 auf 71.

Diese Zunahme der Ärzteschaft schlägt sich auch in der aktuellen Bedarfsplanungsrichtlinie der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) nieder: danach wird die Allgemeine Fachärztliche Versorgung im Landkreis wieder in allen Arztgruppen überdurchschnittlich beurteilt.

Die KVB bezeichnet auch die Versorgungsgrade bei den Hausärzten in den drei Planungsbereichen Penzberg mit 128,84 %, Schongau/Peiting (131.09 %) und Weilheim (109.83 %) als überdurchschnittlich. 

Nachdem der Altersdurchschnitt der Bevölkerung und die Behandlungszahlen nach wie vor steigen reicht nach Einschätzung des Ärztlichen Kreisverbandes der Anstieg der Arztzahlen nicht aus, um zukünftig dauerhaft eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten.

Denn inzwischen schlägt sich die gesamtgesellschaftliche Entwicklung hin zu mehr Teilzeitarbeit und weniger Überstunden auch in der Ärzteschaft nieder. Dadurch sind mehr Köpfe notwendig, um die freien Stellen in der medizinischen Versorgung zu besetzen und die Zahl der zur Verfügung stehenden Arztstunden konstant zu halten.

Auch die ohnehin angespannte Personalsituation in Praxen und Kliniken droht sich in den nächsten Jahren weiter zu verschärfen: Rund 13 % der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte gehört aktuell der Altersgruppe der 60- bis 65-jährigen an. Besonders zeigt sich das im Landkreis bei den Augenärzten mit einem Anteil von 50 %, den Psychotherapeuten mit 35,2 % und den Hausärzten in Penzberg und Weilheim mit 33,3 % in dieser Altersgruppe. Damit stehen ca. 170 Ärztinnen und Ärzte kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand.

Bundesweit kommen im Jahr 2021 auf einen berufstätigen Arzt im Durchschnitt 200 Einwohner etwas weniger als noch im Vorjahr. Dieser Trend bestätigt sich auch im Landkreis Weilheim-Schongau: hier sank das Verhältnis in der letzten Dekade von 296 auf 243 Einwohner pro berufstätigen Arzt ab.

„Die Corona-Pandemie zeigt ganz deutlich, wie kurz die Personaldecke im Gesundheitswesen schon heute ist - in den Pflegeberufen und den Medizinischen Fachangestellten genauso wie bei den Ärztinnen und Ärzten in den Praxen, Krankenhäusern und Gesundheitsämtern , sagt Dr. Karl Breu. Der enorme Einsatz der Kolleginnen und Kollegen habe in den vergangenen Jahren einen Zusammenbruch der medizinischen Versorgung verhindert.

Dennoch klagen auch im Landkreis Patienten zunehmend über lange Wartezeiten, die Notfallambulanzen sind überlastet und einzelne stationäre Abteilungen nehmen vorübergehend keine Patienten mehr auf. Die Steuerung der Patienten zum passenden Arzt bindet ärztliche Kapazitäten in der Organisation, die dringend in der Behandlung benötigt werden.

„Wir sehen zwar ein Wachstum bei der Zahl der Ärztinnen und Ärzte, leider reicht dieser Zuwachs aber bei weitem nicht aus, um den Behandlungsbedarf unserer immer älter werdenden Landkreis-bürgerinnen und - bürger zu decken. Wir brauchen jetzt eine konsequente Nachwuchsförderung und bessere Ausbildungs-bedingungen im ärztlichen Bereich.“ kommentiert Dr. Karl Breu, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Weilheim -Schongau die Ergebnisse der aktuellen Ärztestatistik.

Dr. Karl Breu
!. Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Weilheim-Schongau