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Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung

Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung

Am 6. Februar 2021 findet der internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung statt. Im Rahmen des Aktionstags, der 2012 von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde, soll auf die gravierenden gesundheitlichen Folgen des Eingriffs für Frauen und Mädchen aufmerksam gemacht werden. „Weibliche Genitalverstümmelung, englisch Female Genital Mutilation (FGM), beschreibt jede nichttherapeutische, zum Beispiel religiös oder kulturell begründete, Entfernung oder Verletzung der weiblichen äußeren Genitale. Mit der Verstümmelung beginnt für die betroffenen Mädchen und Frauen ein lebenslanger Leidensweg“, erklärt Dr. Karl Breu, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Weilheim-Schongau. Bei FGM werden zumeist die Klitoris, manchmal auch die Schamlippen teilweise oder vollständig abgetrennt. Direkt nach dem Eingriff kommt es durch beschädigte Venen und Arterien oft zu starken Blutungen, auch Infektionen treten häufig auf. Sie entstehen etwa durch nicht sterilisierte Instrumente und traditionelle Wundheilmittel. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben zirka zehn Prozent der Frauen und Mädchen an den direkten Folgen von FGM. Aber auch zahlreiche Langzeitfolgen, wie etwa Unfruchtbarkeit, chronische Unterleibsentzündungen, Abszesse, Schwierigkeiten beim Urinieren sowie Komplikationen bei der Schwangerschaft und während und nach der Geburt sind laut Dr. Breu möglich. „Die Betroffenen leiden auch jahrelang unter dem erlebten Trauma, was sich etwa in Angstzuständen und Depressionen bemerkbar macht“, erläutert der Pollinger Mediziner weiter.

Die meisten Verstümmelungen werden zwar in Afrika, Asien und dem Mittleren Osten durchgeführt. Entgegen der landläufigen Meinung ist FGM aber weltweit verbreitet und auch in der Bundesrepublik ein Problem. So sind nach Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 67.000 Frauen, die in Deutschland leben, von FGM betroffen. „Obwohl die Praxis in Deutschland illegal ist, werden auch Mädchen und Frauen, die in Deutschland geboren sind, Opfer von FGM“, so Breu als Mitglied der Kommission für Menschenrechte und Migration der Bayerischen Landesärztekammer

Immer wieder wenden sich Familien an eingewanderte Beschneiderinnen und lassen den Eingriff im Geheimen vornehmen oder senden ihre Töchter in den Ferien ins Ausland, um dort die Beschneidung durchführen zu lassen.

Patientinnen mit FGM bedürfen einer besonderen ärztlichen Betreuung und Beratung. Zur Wiederherstellung von Form und Funktion des äußeren Genitals sind oft komplexe plastische Operationen nötig. Vor allem psychische Erkrankungen in Folge von FGM müssen möglichst rasch und adäquat behandelt werden.

Doch wie kann FGM präventiv bekämpft werden? „Neben einer umfassenden kollegialen Information ist beispielsweise essentiell das Führen von Aufklärungsgesprächen mit den Eltern von Mädchen, die aus Ländern stammen, in welchen FGM verbreitet ist. Dabei sollten die gesundheitlichen und psychischen Folgen von FGM kultursensibel in den Fokus gerückt werden“, so Dr. Breu.

Weitere Infos zu FGM sind auf der Website von NALA e.V. – „Bildung statt Beschneidung“ erhältlich. https://www.nala-fgm.de/